#blickfangdbf #2mal2mal3

VOM UMGANG MIT TECHNIK, ANERKENNUNG UND DER NICHTKOMMERZIELLEN HALTUNG

Ein Beitrag von RUI CAMILO  Fotograf aus Wiesbaden

Foto: © Rui Camilo

Andreas Feininger hat einmal gesagt „Talent ist wichtiger als Technik“. Allerdings ist Fotografie ohne Technik in der Praxis kaum vorstellbar. Die Technik ist ein wesentlicher Bestandteil der Fotografie, da sie – ganz einfach gesagt – die Grundlage für das Erstellen von Bildern bildet. Ein guter Fotograf bzw. eine gute Fotografin weiß, wie Technik am besten eingesetzt werden kann, um die gewünschte Wirkung zu erzielen, aber Technik allein kann nicht die Kreativität und die Vision eines/r Fotograf:in, die Kunst des Sehens und die Fähigkeit mit emotionaler Wirkung zu fotografieren, ersetzen.

Die Stärken der Technik sollten wir kennen, die Schwächen der Technik liegen nicht in ihr selbst, sondern im Umgang mit ihr und in der Technikhörigkeit ihrer Nutzer. Das erinnert mich an ein Zitat von George Eastman, der 1888 die erste Kodak präsentierte und dabei versprach, als Fotograf:in hätte man nicht viel mehr zu tun, als auf den Auslöser zu drücken („You press the button, we do the rest“). Und da jede/r ernsthafte Fotograf:in genau das nicht will, möchte ich bei aller Bewunderung, die ich für die heutige Technik habe, und die Notwendigkeit auf dem Markt zu bestehen, sei es auf dem Werbemarkt oder auf dem Kunstmarkt, das Augenmerk auf ein wesentliches Element in der Fotografie richten, das sich jede/r Fotograf:in bewahren sollte: seine nichtkommerzielle Haltung. Wie ich finde, eine der wichtigsten Eigenschaften, die man sich bewahren sollte, um die ganz eigene persönliche und unverwechselbare Fotografie weiterzuentwickeln – nicht nur in Bezug auf unsere berufliche Tätigkeit, sondern vielmehr als ein zentraler Impulsgeber unseres Lebens.

Wenn ausschließlich hochkommerzielle Ziele bestimmen, wie die Fotografie auszusehen hat – sei es von Galerien, Industrie oder Medien und Magazinen – steuert das in der Konsequenz auf eine allgemeine Gleichschaltung. Durch eine nichtkommerzielle Haltung kann ich mir den Raum schaffen, ganz persönliche und wichtige Themen unserer Zeit zu thematisieren und zu einer Auseinandersetzung beitragen, kulturelle, politische und menschliche Standpunkte besser zu verstehen. Wenn diese Ergebnisse dann auch noch wirtschaftlich erfolgreich sind, um so besser.

Bei meinem Unterricht an Hochschulen waren Student:innen oft enttäuscht, wenn ich ihnen nicht gleich technische Tricks und Kniffe gezeigt habe (oft mit dem Glauben, das sei der kürzeste Weg zu einem guten Bild), sondern auch die Kunst des Sehens und die Fähigkeit mit emotionaler Wirkung zu fotografieren. Wichtig war mir vielmehr die Funktion des/der Fotograf:in als Erzähler:in, die ich ihnen näherbringen wollte. Der Wunsch, möglichst schnell zu einem guten Ergebnis zu kommen ist verständlich, doch sollte eine Fotografie eigentlich immer eine Absicht oder Botschaft haben, die der oder die Fotograf:in vermitteln möchte. Es geht nicht nur darum, ein schönes Bild zu machen, sondern es sollte auch eine Bedeutung oder Aussage dahinterstecken.

Realismus und Wahrheit, Ethik und Moral, Subjektivität und Interpretation, Zeit und Vergänglichkeit, Erinnerung und Identität, Persönlichkeit und Erfahrung sind nur ein kleiner Ausschnitt der philosophischen Fragen, die die Fotografie aufwerfen kann und die sie ausmacht. Klar ist jedoch, dass die Fotografie nicht nur ein einfaches Mittel zur Aufzeichnung von Bildern ist, sondern auch ein tiefgreifendes Medium, das unser Verständnis der Welt und uns selbst prägen kann. Daher sollten all diese Aspekte genauso wenig vernachlässigt werden wie der Umgang mit Technik und dem notwendigen Wissen, um auf dem Markt zu bestehen. Es ist manchmal traurig zu sehen, wie verzweifelt der eine oder andere versucht über Marketingmaßnahmen, Social Media, richtige Positionierung etc. an die Anerkennung zu gelangen, die er/sie glaubt zu verdienen, anstatt sich etwas mehr der Qualität seiner Arbeiten zu widmen.

An dieser Stelle noch ein Zitat von Marie von Ebner-Eschenbach:

„Ein Künstler hat nicht dafür zu sorgen, dass sein Werk Anerkennung finde, sondern dafür, dass es sie verdiene.“

Es wäre angenehm, für all das nicht mehr sorgen zu müssen und es stattdessen in die Hände von Galeristen oder Repräsentanten geben zu können. Nein, heutzutage müssen Fotograf:innen aktiv daran arbeiten, gesehen und anerkannt zu werden. Immer vorausgesetzt, dass die eigenen Arbeiten auch diese Anerkennung verdienen!

Neben seiner kommerziellen Arbeit konzentrieren sich Rui Camilos persönliche Projekte in der Regel auf die Portraitfotografie und den Wandel und die Auswirkungen sich schnell verändernder urbaner Strukturen und den von Menschen hinterlassenen Signaturen.

  www.rui-camilo.de
  www.instagram.com/rui.camilo
  www.hauserfotografen.de

#blickfangdbf
#2mal2mal3

Initiiert & präsentiert von: