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Im Gespräch mit Leif Schmodde

Will Chalker, FHM Collections
Alle Bilder © Leif Schmodde

Leif Schmodde ist in Berlin geboren, in Frankfurt am Main aufgewachsen und lebt seit 1996 in Hamburg. Seit 1986 ist er freiberuflicher Fotograf. BFF Mitglied seit 1992. Leif ist verheiratet und Vater einer Tochter und eines Sohnes.

Kannst Du uns zu Beginn ein wenig über Deinen Start in den Beruf erzählen? Was hat Dich bewogen Fotograf zu werden und hast Du eine klassische Fotograf:innen-Ausbildung und/oder evtl. Assistenzen bei anderen Fotograf:innen gemacht?

Mit der Fotografie in Berührung gekommen bin ich durch meinen Onkel Kalle Holzhäuser, Künstler und Professor für Fotografie an der FH Bielefeld. Ich habe mir mit 16 eine Kamera zu Weihnachten gewünscht, ein S/W Labor im Keller eingerichtet und losgelegt. Nach der Schule habe ich dann ein Fotografie-Studium an der FH Bielefeld begonnen. Das Besondere an der Bielefelder Schule war, dass man sich sowohl journalistisch, frei künstlerisch oder werblich mit der Fotografie auseinandersetzen konnte. Das alles auch im Dialog mit den anderen Fachbereichen, wie Mode, Grafik und Malerei. Die „Großen“ aus Theorie und Praxis der Fotografie kamen nach Bielefeld und/oder wir besuchten sie in deren Ateliers. Wir waren bei Magnum in Paris und bei Michael Schirner (GGK, Werbung ist Kunst) in Düsseldorf. Hilmar Pabel, Villem Flusser und Bazon Brock kamen zum Bielefelder Foto-Symposium, Reinhard Wolf, Ben Oyne und viele mehr hielten Vorträge und Seminare an der FH. Deren Geschichten aus der Praxis, ihre Haltung zur Fotografie und auch zur Werbung haben mich beeindruckt. 

Kannst Du Dich noch an Deinen ersten bezahlten Fotojob erinnern?

Ich hatte Glück! Ich war in Frankfurt am Main als Assistent unterwegs und Frankfurt war der Hotspot für Werbeagenturen in Deutschland. Mein erster Auftrag war ein Bild für die Werbekampagne der BFG Bank. Agentur: Lürzer, Conrad & Leo Burnett. Meine erste Doppelseite im Stern. Das war ein guter Start. Ich habe dann im ersten Jahr sehr viel Werbung für LC & LB fotografiert und gleichzeitig die ersten Jobs für McCann Erickson, Y&R, Lintas, Ogilvy & Mather und Saatchi & Saatchi gemacht.

Erste Kampagne – Lürzer, Conrad & Leo Burnett
Fiat Panda – LC&LB
Pirelli Kampagne – Saatchi+Saatchi

Deine Schwerpunkte liegen heute primär in den Bereichen Portrait, People, Fashion und Landscape. Weshalb? Was reizt Dich speziell daran?

Ich fotografiere gerne Menschen und reise gerne. Ich habe Spaß daran mit Leuten zusammen zu sein und spiele gerne im Team.

Was inspiriert Dich?

Kunst und Kultur, Reisen, das Leben!

Einige Fotograf:innen klagten bereits weit vor Corona, dass der Markt für Fotografie auf dem absteigenden Ast sei und es immer weniger gute Aufträge gäbe, die angemessen bezahlt würden. Wie sind dazu Deine Eindrücke/Erfahrungen?

Das stimmt! Dennoch: Mich fragen manchmal Berufseinsteiger, ob ich ihnen heutzutage, unter den aktuellen Marktbedingungen, den Beruf Fotograf empfehlen könne? Sollte ich ihnen von der Fotografie abraten, nur weil es immer weniger „gute“ oder „gut bezahlte“ Jobs gibt? Nein, ich habe mich davon nie abschrecken lassen.

Wenn Zeit, Geld und alle anderen Faktoren einmal überhaupt keine Rolle spielen würden: Was wäre dann Dein persönliches Traum-Fotoprojekt?

Einmal rund um die Welt. Arktis finde ich auch nicht schlecht.

Was zeichnet für Dich eigentlich ein wirklich herausragendes Foto aus?

Es spricht mich auf emotionaler Ebene an. Es erzählt mir seine Geschichte und lässt mich darüber nachdenken. Ein herausragendes Foto fesselt mich und hat eine besondere Strahlkraft.

Sofia Larsson – Frankonia
Stern Mode, Miyake, Stephen Galloway
Urban Landscape, Hamburg, 2020
Fotokunst im Kontext, 2015
Wir sind Papst, Köln, 2005
Michelle Chiasson, Küstensilber
Wladimir Klitschko + Luisa Hartema

Gibt es einige Kolleg:innen aus Deutschland, deren Arbeiten Du ganz besonders schätzst?

Ich bin jedes Jahr aufs Neue gespannt auf die Preisträger*innen des BFF Förderpreis, dem Reinhard Wolf Preis oder auf die Arbeiten der Preisträger*innen des Wettbewerbes Gute Aussichten – junge deutsche Fotografie. Da sind immer sehr, sehr gute Fotograf*innen dabei, deren Arbeit ich schätze und die mich inspirieren.

Welches war Deine erste Kamera und womit fotografierst Du heute?

Zu Weihnachten? Eine Pentax! Analog: Nikon, Mamiya 6×7, Linhof 8×10 … Digital: Canon, Phase One, Hasselblad.

Welchen Stellenwert hat die digitale Nachbearbeitung für Dich?

Die Post soll die Wirkung meiner Bilder unterstreichen. Kontraste, Farbe, Look, das mache ich am liebsten selbst. Composings und komplizierte Retuschen überlasse ich den Post Production-Profis.

Wie wichtig sind Dir freie Arbeiten?

Es macht mir Spaß, ein Thema künstlerisch zu bearbeiten – einen fotografischen Gedanken zu verfolgen. Mir ist es wichtig, mich fotografisch immer weiterzuentwickeln, Neues auszuprobieren und meine Grenzen zu verschieben.

Was ist Deiner Meinung nach ausschlaggebend, um in der Fotografiebranche erfolgreich zu sein?

Man sollte kreativ sein und einen fotografischen Stil entwickeln. Kommunikationsfähigkeit, fachliche und soziale Kompetenz und Teamfähigkeit helfen. Grundsätzlich finde ich wichtig, im Leben und als Fotograf eine Haltung zu haben und über den eigenen Tellerrand zu blicken.

Welche Deiner Arbeiten schaust Du Dir selbst immer wieder gerne an?

Die guten. Und die mir in Erinnerungen bleiben. Die mir nicht aus dem Kopf gehen. Manche Arbeiten entfalten ihre Wirkung auch erst auf den zweiten Blick, bekommen in einem neuen Kontext eine neue Bedeutung.

Du hast bereits einiges von der Welt gesehen und in vielen unterschiedlichen Ländern gearbeitet. Wo würdest Du morgen früh am liebsten aufwachen und weshalb?

Home Is Where The Heart Is …* Je mehr ich unterwegs war, desto lieber bin ich auch immer wieder nach Hause gekommen. In diesem Sinne, hier bei meiner Familie und meinen Freunden. * Okay … Los Angeles, New York 😉

Los Angeles

Gibt es abschließend noch eine spannende Anekdote aus einer Deiner Produktionen, die Du uns verraten kannst?

Keine Anekdote aus einer Produktion, aber eine, die mir beim beantworten dieser Fragen wieder in Erinnerung gekommen ist. 

Bei meinem ersten Mappen-Termin bei Lürzer, Conrad & Leo Burnett hatten sie auch gleich einen Job für mich. Perfekt! Am selben Abend sollte ich ihre Weihnachtsfeier fotografieren … Okay – das war nicht gerade der Job, den ich mir vorgestellt hatte. Das habe ich ihnen dann auch genauso gesagt. Trotzdem habe ich den Job gerne angenommen und abends fotografiert. Nachts, nach der der Feier, als ich gerade gehen wollte, haben sie mir dann noch einen Umschlag mitgegeben. Darin war das Layout für meinen ersten „richtigen“ Job.

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