Im Gespräch mit Marie-Therese Cramer
Alle Bilder © Marie-Therese Cramer
Marie-Therese Cramer studierte Fotodesign in Dortmund und lebt seit 2006 in Hamburg. Seit 2010 mit eigenem Studio, arbeitet Marie für Redaktionen, Agenturen und Direktkunden und wird von Double T Photographers vertreten.
Kannst Du uns zu Beginn ein wenig über Deinen Start in den Beruf erzählen? Was hat Dich bewogen Fotografin zu werden und hast Du eine klassische Fotograf:innen-Ausbildung und/oder evtl. Assistenzen bei anderen Fotograf:innen gemacht?
Was mich konkret bewogen hat Fotografin zu werden, kann ich gar nicht benennen. Es war eher das Gefühl, dass es das ist, was ich jeden Tag machen möchte. Nach ein paar Umwegen habe ich Kommunikationsdesign mit dem Schwerpunkt Fotografie an der Fachhochschule Dortmund studiert; während und nach dem Studium dann bei verschiedenen Fotografen assistiert, bis die Zeit für den Absprung gekommen war.
Kannst Du Dich noch an Deinen ersten bezahlten Fotojob erinnern?
Das waren, ganz glamourös, Freisteller von Drogerieprodukten und das Studio war ein kleiner Büroraum, ausgestattet mit einem Kamerastativ auf dem ständig die Kamera verrutscht ist.
Deine Schwerpunkte liegen heute primär in den Bereichen Still Life und Food. Weshalb eigentlich? Was reizt Dich speziell daran?
Still Life mochte ich schon immer; in der Malerei, Fotografie, Grafik … mein Favorit sind aber Food-Stills. Essen und Still Life vereint; mein Traum.
Wie würdest Du selbst Deinen fotografischen Stil beschreiben?
Vielseitig. Konzeptionell, graphisch, humorvoll, stimmungsvoll, klar, bunt.
Was inspiriert Dich?
Am schönsten ist es, Inspiration dort zu finden wo man sie gerade gar nicht sucht. Sie trifft dich wie ein kleiner Blitz.
Die vergangenen Monate waren für viele Fotograf:innen schwierig. Wie hast Du die Situation erlebt und wie hat sich die Pandemie auf Dein berufliches Leben ausgewirkt?
Fotografie ist ein unberechenbarer Job. Das hat sich durch die Pandemie nicht geändert. Ehrlich gesagt hatte ich im zweiten Halbjahr ´20 so viel zu tun, wie schon lange nicht mehr. Total verrückt.
Was zeichnet für Dich eigentlich ein wirklich herausragendes Foto aus?
Wenn es mich in seinen Bann zieht.
Wie bereitest Du Dich auf einen bevorstehenden Job oder ein Projekt vor?
Mit viel Recherche, telefonieren, organisieren und oft auch schon vorab mit fotografischen Tests.
Welches war Deine erste Kamera und womit fotografierst Du heute?
Meine erste Kamera war ganz klassisch eine alte Minolta meines Vaters. Heute fotografiere ich meistens mit einer Canon 5D MK IV; verlangt die Aufgabe größere Formate oder andere Features, miete ich entsprechend dazu.
Welchen Stellenwert hat die digitale Nachbearbeitung für Dich?
Es gibt Projekte, da spielt die Bildbearbeitung eine untergeordnete Rolle. Für viele Projekte ist sie aber essenziell und von Anfang an in die Vorbereitungen miteinzubeziehen. Sie braucht aber unbedingt immer das angemessene Maß für die angestrebte Wirkung.
Viele Fotograf:innen beschäftigen sich inzwischen auch mit dem Thema „Bewegtbild“. Inwieweit ist dies auch für Dich interessant?
Meine Bilder bewege ich gerne mittels Animation. Stop-Motions sind eine wunderbare Möglichkeit Bilder zum Leben zu erwecken und kleine Gimmicks zu erschaffen.
Wie wichtig sind Dir freie Arbeiten und gibt es aktuell Projekte, von denen Du uns berichten kannst?
Ohne freie Arbeiten wäre mein Job nur der halbe Spaß. Bei freien Projekten kann ich mich mit Themen befassen, die mich gerade beschäftigen oder ich kann schlicht ausprobieren, wozu ich gerade Lust habe. Ein wunderschönes Hobby, das hervorragend auch der Akquise dient. Aktuell bin ich dabei Fotos zu machen, von denen schon seit Jahren immer wieder Notizen in meinen Ideenbüchern auftauchen und was ich schon lange mal ausprobieren wollte. Einzelbilder oder kleine Serien, ein Mixtape. Ich bin gespannt was alles dabei rauskommt.
Was ist Deiner Meinung nach ausschlaggebend, um in der Fotografiebranche erfolgreich zu sein?
Selbstvertrauen, Kontakte, Geduld und Energie.
Gibt es abschließend noch eine spannende Anekdote aus einer Deiner Produktionen, die Du uns verraten kannst?
… es war eine dieser unfassbaren Fügungen des Zufalls. Für ein Projekt brauchten wir einen Fliegenpilz. Es war die richtige Zeit für Pilze, aber einen Fliegenpilz in einem der umliegenden Wald- oder Parkgebiet zu suchen und bis zum Shooting frisch zu halten, war zeitlich und logistisch schlicht unmöglich. Alle Möglichkeiten schienen ausgeschöpft, aber absagen wollten wir nicht. Wenige Tage vor dem geplanten Produktionstag war ich in meiner Nachbarschaft unterwegs. Als ich um eine Ecke bog, stand unter einer Tanne, von einem Sonnenstrahl erleuchtet, ein wunderhübscher Fliegenpilz vor mir; eine Szene wie im Film. Mitten in der Stadt. Fliegenpilze in allen Größen; der Größte hatte sicher 30cm im Durchmesser. Problem gelöst. Hammer.
MARIE-THERESE CRAMER
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