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Im Gespräch mit Stefan Grossjohann

Alle Bilder © Stefan Grossjohann

Stefan Grossjohann, aufgewachsen mit Buffalos und Mixtapes, gestrandet und angekommen in Hamburg. Hier zum Fotografen ausgebildet, assistierte er international vielen namhaften Fotografen. Mit Leidenschaft, Herz und der Liebe zur Schönheit ist er inzwischen als Fotograf weltweit unterwegs.

Du arbeitest seit 2009 als freiberuflicher Fotograf, kannst Du Dich noch an Deinen ersten bezahlten Fotojob erinnern?

Ich habe mit Firmenportraits angefangen. KVA’s ohne Sinn und Verstand. Freunde haben sich vom ersten Job eine Rolex gekauft. Bei mir wurde es eine Küchenmaschine für Babybrei.

Deine Schwerpunkte liegen heute im Bereich Kids und Fashion. War das schon immer so und was reizt Dich speziell daran?

Es war ein sehr langer Weg hierher. Ich bin jung Vater von drei Kindern geworden und so stand Geld verdienen oft vor der Selbstfindung. Nach und nach habe ich verstanden, dass das Arbeiten mit Kindern für viele eine Herausforderung ist. Ich liebe die Fantasie und Leichtigkeit der Kinder. Jedes Kind bringt seine eigenen besonderen Fähigkeiten mit, die es herauszufinden gilt.

Wie würdest Du selbst Deinen fotografischen Stil beschreiben?

Kindlich erwachsen.

Was inspiriert Dich?
Die Kinder am Set. Wir schaffen mit dem Kunden die Rahmenbedingungen und einen roten Faden für jedes Shooting, aber die Kinder inspirieren mit ihrer Persönlichkeit. Mit ihnen klettern wir dann über Lava, zählen die Sterne an der Studiodecke oder tanzen uns frei.

Was zeichnet für Dich ein wirklich herausragendes Foto aus?
Es erzählt Geschichten, das Leben – ungeschönt und ehrlich.

Einige Fotograf:innen klagen, dass der Markt für Fotografie weiter auf dem absteigenden Ast sei und es immer weniger gute Aufträge gäbe, die angemessen bezahlt würden. Was sind Deine Erfahrungen und Gedanken dazu?

Ich dachte lange, dass Kinder-Emotionen sich schlecht durch AI generieren lassen, bis ich es selbst ausprobiert habe. Fotografie wird sich verändern, neue Bereiche kommen und alte gehen. Kreativität wird sich nicht durch AI ersetzen lassen – hoffentlich.

Wie bereitest Du Dich auf einen bevorstehenden Job und/oder ein freies Projekt vor?

Oft betreue ich jeden Schritt einer Produktion. Ideen sammeln, Kinder casten, Location scouten, Team zusammenstellen, Bildbearbeitung – alles immer mit Kundenabstimmungen. So beginnt ein Job schon oft einen Monat vor dem eigentlichen Shooting.

Warum sollte man Dich buchen?

„Mach was du liebst“ – sagt man so schön – mache ich.

Welchen Stellenwert hat die digitale Nachbearbeitung Deiner Bilder für Dich?

Kinder sind Kinder. Blaue Flecke, Schürfwunden und Pflaster gehören einfach dazu. Die Bearbeitung bezieht sich bei mir oft auf Look, Ware und Location.

Der Markt fordert inzwischen immer mehr auch „Bewegtbild“ und einige Fotograf:innen beschäftigen sich auch intensiv mit dem Thema. Inwieweit ist das auch für Dich interessant bzw. relevant?

Es ist sehr wichtig. Jeder von uns merkt wo und wie man bei Instagram & Co aufmerksam bleibt. Bewegtbild hat da einen gro- ßen Stellenwert. Fotografie ist manchmal eine One-Man-Show. Bei Bewegtbild merkt man leider schnell, dass man als Einzelner nicht weit kommt.

Wie wichtig sind Dir freie Arbeiten generell und gibt es aktuell Projekte, von denen Du uns berichten kannst?

Freie Arbeiten fördern die Kreativität und geben die Freiheiten, die manchmal im Job nicht möglich sind. Ich liebe den Einfluss eines Teams. Jeder steuert etwas bei und es entwickelt sich gemeinsam etwas Großes.

Was ist Deiner Meinung nach ausschlaggebend, um in der Fotografiebranche erfolgreich zu sein?

Professionalität, Persönlichkeit, Hilfsbereitschaft und Ausdauer.

Gibt es abschließend noch eine spannende Anekdote aus einer Deiner Produktionen, die Du uns verraten kannst?

Mein Assistent sollte das Model mit dem Auto von der S-Bahn abholen. Unwissend mitgebracht hat er eine sichtlich nervöse Frau, die an ihrem ersten Arbeitstag auf den Subway Lieferanten gewartet hatte und beim Anblick unserer alten, verstecken Shooting-Villa ihr Leben vorbeiziehen sah …

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