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Lisa Jureczko: Konsumsucht

Welchen Einfluss hat Konsum auf uns? Auf wessen Kosten konsumieren wir?

Fotos und Text von Lisa Jureczko

Etwa 300.000 Tonnen neuwertiger Kleidungsstücke wurden laut The Guardian allein 2018 in Großbritannien verbrannt oder endeten auf Mülldeponien. Die Vernichtung von einwandfreier Kleidung wird weltweit sowohl von preisgünstigen Marken als auch von hochpreisigen Luxusbrands betrieben, und verlangt nach einem bewussteren Kaufverhalten des Einzelnen und mehr Achtsamkeit in der Produktion selbst.

Recherchen des dänischen TV-Programms „Operation X“ ergaben, dass der schwedische Großkonzern H&M seit 2013 60 Tonnen neuer, nicht verkaufter Kleidungsstücke vernichtet haben soll. Fashion United spricht von 12 Tonnen nicht-verkaufter Kleidung, die H&M pro Jahr vernichte. Mode, die von Menschen unter unethischen Bedingungen produziert wird, dem Ökosystem schadet, nach einer Saison auf der Mülldeponie landet, und letztendlich als giftiges Mikroplastik ins Wasser gelangt. Wollen wir das?

Wieso spenden was man auch vernichten kann?
Olivia Pinnock verdeutlichte in einem 2018 erschienenen Artikel im Forbes Magazine, dass zahlreiche Luxusbrands regelmäßig Produkte in Millionenwert vernichten – um ihre Exklusivität zu wahren, und aus Angst, dass gespendete Produkte auf dem Schwarzmarkt enden könnten. In zahlreichen Ländern, so auch in Deutschland, macht es das Steuerrecht Unternehmen zudem leichter, einwandfreie Neuware zu zerstören – statt diese beispielsweise an Bedürftige zu spenden oder anderweitig wiederzuverwerten. Die Kombination aus Überproduktion, Mängelexemplaren, schlecht laufender Geschäfte und schnell wechselnden Trends sind Grund für die jährliche Entsorgung von Neuware im Wert von rund 7 Milliarden Euro allein in Deutschland, vermutet Juliane Kronen von Innatura. Das 2011 gegründete Unternehmen agiert als Plattform, um neuwertige
Sachspenden von Großkonzernen für eine geringe Vermittlungsgebühr an gemeinnützige Projekte und Hilfsorganisationen zu vermitteln. Diese können die Produkte dann beispielsweise an Bedürftige weitergeben.

Es erforderte einen internationalen Boykott und zahlreiche Proteste, bis Burberry im September 2018 verkündete, auf die Vernichtung neuer, tragbarer Kleidung, Accessoires und Parfum zu verzichten. Doch dies ist nur ein erster Schritt hin zu einem größeren Bewusstsein für Nachhaltigkeit innerhalb der Modeindustrie. Ein zeitnaher, tiefgreifender Wandel hin zu einem ethisch verantwortungsvollen Umgang mit Kleidung und eine Abwendung von der Massenproduktion an Waren ist dringend nötig. Denn insbesondere Menschen in Ländern des globalen Südens – die tatsächlichen Produzenten unserer Kleidungsstücke –, unsere Umwelt und limitierte Ressourcen werden durch eine Vielzahl an Unternehmen der Modeindustrie seit Jahrzehnten aggressiv gewinnorientiert ausgebeutet.

Bluse: Véronique Schweizer
Hose: Karin Rocke via Stiljäger PR
dunkelgrüne Bluse: 2nd Precinct (Vintage)
Streifenbluse: Blair (Vintage)
beige Bluse: J.i.f. (Vintage)
Gürtel: all Vintage
Taschen: Benedetta Bruzziches via PR Deluxe
Schuhe: Flattered via Agency V

Was wird uns verkauft? Authentische Nachhaltigkeit oder Greenwashing?

Befasst man sich mit dem Begriff  „Nachhaltigkeit“, wird eines klar: Eine eindeutige Definition existiert nicht. Für die einen reicht die Nutzung von Biobaumwolle, die anderen gehen weiter und sorgen sich zusätzlich um kurze Produktionswege mit möglichst niedrigem CO2-Ausstoß. Plattformen wie rankabrand.org verdeutlichen, wie viele Unternehmen sich einzig mit dem Label der Nachhaltigkeit schmücken – und damit pures Greenwashing betreiben. Sind europäische Modeunternehmen, die in Asien oder Afrika jährlich zahlreiche Kollektionen produzieren sowie nach einer Saison tonnenweise Kleidung vernichten lassen und einen weltweiten Versand anbieten, wirklich nachhaltig – nur weil mit zertifizierter Bio-Baumwolle, handgefertigten oder recycleten Materialien gearbeitet wird?

Tatsächlich ist auch nicht jedes biologisch abbaubare Material in seiner Produktion und Verarbeitung nachhaltig, geschweige denn frei von Pestiziden. Stoffe wie Wolle und Baumwolle werden von vielen Labels dennoch per sé als nachhaltig verkauft. Die Produktion dieser Materialien hängt jedoch stets zusammen mit einem enormen Wasserverbrauch in meist wasserarmen Regionen, sowie mit der Nutzung von Chemikalien zum Färben und Bleichen der Kleidung, die wiederum eine Gefahr für unser Ökosystem bedeutet.

2.700 Liter Wasser – um ein einzelnes Baumwoll-Shirt zu produzieren

Laut WWF werden für 1 kg Baumwolle rund 11.000 Liter Wasser verbraucht, zudem seien über zwei Drittel der weltweit produzierten Baumwolle nicht frei von Pestiziden. Sogar Viskose, ein Stoff, der aus natürlicher Cellulose besteht, ist nicht im geringsten nachhaltig in seiner Produktion: wie das Water Footprint Network verdeutlicht, werden je nach Viskosetyp 3000 Tonnen Kubikmeter Wasser pro Garn für die Herstellung verbraucht. Eine Alternative zu herkömmlicher Viskose können Modal und Tencel sein, Materialien hergestellt durch die deutsche Firma Lenzing aus Buchen-, Eukalyptus- und Bambus-Fasern in Kombination mit unschädlichen Lösungsmitteln.

Ein Schritt in die richtige Richtung kann zudem die Verwendung von zertifizierter Bio-Baumwolle, Bio-Wolle, Bio-Leinen oder zumindest dem Recycling abbaubarer Materialien sein. Laut Stefanie Jakob von Utopia.de würde die Nutzung nachhaltiger Bio-Baumwolle insbesondere für Großkonzerne keinen enormen finanziellen Unterschied ausmachen, und bei Kosten von maximal etwa 50 Cent mehr pro Kleidungsstück liegen.

Wie eine in Indien zwischen 2007 und 2010 vollzogene Studie des Research Institute of Organic Agriculture (FiBL) zeigt, ist unbehandelte Bio-Baumwolle ebenso beständig und langlebig wie konventionelle Baumwolle – und dennoch wachsen auf 99 % der indischen Baumwollfelder genetisch manipulierte Pflanzen, nur 0,6 % der Felder in Indien werden für die Bepflanzung mit Bio-Baumwolle genutzt. Um mit gutem Beispiel voranzugehen, entschließen sich viele Marken im Rahmen der eigenen Produktion anfallende, überschüßige Bio-Baumwolle und Denim-Produkte zu recyclen – und das Material sofort in neue Produkte umzuwandeln.

Turtleneck-Kleid: Armedangels
Beiger Turtleneck-Pullover: Karin Rocke via Stiljäger PR
Blauer Pullover: Karin Rocke via Stiljäger PR
Beiger & hellblauer Cardigan: Aiayu
Rock: Armedangels
Leggings: Hē doïne
Schuhe: Vagabond Sustainable
Tasche: Sandqvist via Agency V
Ohrringe: Milanova Studio

Nachhaltigkeit ohne Feminismus? Unmöglich!

Um sich von dem Vorwurf des Greenwashings zu distanzieren, setzen immer mehr Brands auf Transparenz und legen jegliche Produktionsprozesse offen. Maßgeblich sind insbesondere die Fair Wear Foundation, die sich für faire Arbeitsbedingungen und gegen Zwangs- und Kinderarbeit in der Mode- und Textilbranche einsetzt. Laut Fashion Revolution waren 2014 mehr als 70% der Mitarbeiter*innen in der chinesischen Textilbranche Frauen*, in Bangladesh waren es sogar 85 % und in Kambodscha
90%. Wir leben in einer Gesellschaft, in der Frauen* generell weniger verdienen als Männer, und zudem häufiger Opfer
von Diskriminierung werden. Daher ist es eine dringende Notwendigkeit, den direkten Zusammenhang zu erkennen zwischen dem Ziel, nachhaltige und ökologisch unbedenkliche Mode zu produzieren, und dem Ziel, die Arbeitsbedingungen im jeweiligen Produktionsland für diejenigen zu verbessern, die maßgeblich am Produktionsprozess beteiligt sind.
Wir sollten vor allem nicht vergessen, dass jedes Kleidungsstück handgemacht ist. Doch die Modeindustrie setzt auch heute noch andere Standards – je nachdem ob Mode in Europa oder in nicht-europäischen Ländern in Handarbeit entsteht.

Nicht überall wo öko draufsteht ist, auch öko drin

Eine relevante Auszeichnung ist das sogenannte OEKO-TEX-Label, vergeben durch die Internationale Gemeinschaft für Forschung und Prüfung auf dem Gebiet der Textil- und Lederökologie. Basierend auf strengen Richtlinien, werden diverse Produkte auf Schadstoffe geprüft und entsprechend zertifiziert. Dennoch: Konsument*innen sollten stets im Hinterkopf behalten, dass nur das finale Produkt getestet wird. Sogar von OEKO-TEX zertifizierte Bio-Baumwolle muss in ihrer Produktion nicht zwangsläufig frei von Pestiziden und Giften sein. Allein das mehrfache Waschen des Textils kann dazu beitragen, dass sich die Menge an toxischen Substanzen bis zum finalen Produkt zwar verringert hat, während diese zeitgleich das lokale Ökosystem der Herstellungsregion stark belastet haben und für die dortigen Arbeiter extrem gesundheitsschädigend sein können. Derzeit können Unternehmen und Designer mehr als 120 Zertifikate beantragen, die sich auf verschiedene Aspekte beziehen. Das sog. Global Organic Textile Standard-Label (GOTS) beispielsweise steht für Prüfung der kompletten Lieferkette. Das IVN wiederum ist eine Vereinigung, die ein Zertifikat für den Gebrauch von nachhaltigen, ökologisch harmlosen Materialien vergibt.

Was ist nachhaltiger: echtes Leder oder Kunstleder?

Wer sich für einen bewussteren, nachhaltigen und ethischen Konsum entscheidet, wird schnell von einem Neukauf von Echtleder-Kleidung absehen, und stattdessen auf Produkte aus Kunstleder zurückgreifen. Der Pluspunkt: Diese sind vegan. Der Nachteil? Vor allem preisgünstige Alternativen sind häufig alles andere als umweltfreundlich. Unter hohem Energieverbrauch werden diese aus synthetischen Materialien wie PVC, Acryl oder Polyester produziert, sind meist nicht biologisch abbaubar oder recyclebar, und enden früher oder später in Form von Mikroplastik in der Natur.

60 % unserer Kleidungsstücke beinhalten Polyester oder andere chemisch produzierten Fasern – das ist eine ganze Menge nicht-abbaubares Material, das sich früher oder später in unseren Landschaften und Gewässern anhäuft, und das nicht erst nach der Entsorgung, sondern schon während wir die Kleidung tragen. 2017 veröffentlichte Greenpeace ein Statement, welches das ökologische Desaster zusammenfasst: „Eine einzige Fleecejacke kann bis zu 1 Millionen Fasern während nur eines Waschgangs freisetzen, ein Paar Nylonsocken verliert etwa 136.000 Fasern. Laut einer Studie der Europäischen Union strömen jährlich allein durch Waschmaschinen in Europa 30.000 Tonnen synthetischer Fasern ins Abwasser.“

Viele Modelabels ziehen es daher vor, Echtleder von zertifizierten Lieferanten aus der Lebensmittelbranche zu beziehen und ein Nebenprodukt zu nutzen, das zwangsläufig entsteht in einer Gesellschaft, die Fleisch konsumiert.

Aber – und auch hier gibt es ein ABER – nicht nur werden Mode & Konsum über das Leben eines Tieres gestellt, bevor Leder überhaupt entstehen kann, muss die Haut des geschlachteten Tiers mit Chemikalien behandelt werden, um haltbar und beständig zu sein. Hierfür werden Chrom-IIISalze verwendet – eine Substanz, die bei falscher Anwendung zu krebserregendem Chrom-IV werden kann – und nicht biologisch abbaubar ist. Während Endkonsument*innen nur mit einer prozentual sehr geringen Menge der Substanz in Berührung kommen, ist das Chrom selbst extrem schädlich für diejenigen, die in den Gerbereien arbeiten.

Hüte: Spatz Hutdesign
Kleid: Maqu
Cape: Karin Rocke via Stiljäger PR
Halb-Blazer: Véronique Schweizer
Schal: Aiayu
Leggings: Hē doïne
Boots: Flattered via Agencyvberlin
Tasche: Benedetta Bruzziches via PR deluxe

Back to the roots!

Eine Alternative sind pflanzen-basierte Materialien wie Olivenblatt-Extrakt oder Rhabarberwurzeln, mit denen Leder ebenfalls behandelt werden kann. In den vergangenen Jahren kamen einige pflanzliche, abbaubare Alternativen für Leder selbst auf den Markt, so beispielsweise das von Carmen Hijosa erfundene und produzierte Material Piñatex.

Nachdem Hijosa 1995 in die Philippinen gereist war, um sich mit der dortigen Lederproduktion auseinanderzusetzen, wurde ihr bewusst, dass sie eine Alternative für die unethischen, umweltbelastenden Produktionsbedingungen schaffen musste. Nach fast 20 Jahren Forschung gelang es ihr, Piñatex aus Ananasblättern herzustellen. Das Material wird behandelt wie Filz, und durch natürliche Lacke wasserfest gemacht. 2017 und 2018 kam dann der langersehnte Erfolg: Hijosas Unternehmen „Ananas Anam“ kooperierte mit namhaften Labels wie Boss, Samsung, Porsche und Puma. Zahlreiche Medien weltweit, so auch die Süddeutsche Zeitung, Reuters, die New York Times setzen sich inzwischen mit veganen, pflanzlichen Lederalternativen wie Piñatex auseinander.

Das Leipziger Unternehmen Scoby Tec wiederum schaffte es 2014 eine erste langlebige Leder-Alternative zu entwickeln,
die auf bakterieller Nanocellulose basiert.

Was sowohl kleine Designer als auch große Marken verstehen müssen – und wonach auch wir letztendlich leben und handeln müssen – ist das sog. „Cradle to Cradle“ Prinzip nach Prof. Dr. Michael Braungart: Mode sollte nicht als Kleidungsstück gedacht werden, das nur höchstens eine Generation lang getragen und dann entsorgt wird, sondern als Ressource, die immer und immer wieder genutzt, umgewandelt, ge-upcycled, und letztendlich recycled wird bis sie Teil des Ökosystems wird – ohne diesem zu schaden. „Das ‚Prinzip Abfall‘ würde es in dem Sinne gar nicht mehr geben, denn aus allem wird etwas Neues ‚geboren'“, so Braungart.

Second-Hand: Trend, Privileg oder nachhaltiger Konsum?

Um den Neukauf von Ware gänzlich zu umgehen, kann der Kauf von Second-Hand-Produkten oder das Upcyclen eine Alternative sein. Die Idee, Kleidung zu spenden oder aus zweiter Hand zu kaufen, kam zwar schon im späten 19. und frühen 20. Jh. auf, Vintage-Läden, Second-Hand-Märkte und entsprechende Online-Plattformen sind jedoch seit einigen Jahren besonders im Trend und haben definitiv dazu beigetragen, ein größeres Bewusst für Nachhaltigkeit zu schaffen. Chris Homer, der Mitbegründer des amerikanischen Onlinemarktplatzes ThredUP fasste den Wachstumsprozess in einem Artikel auf CBC.ca zusammen: “[Die Second-Hand-Industrie] war laut unserer Recherchen ein 12-Milliarden-$-Markt als wir unser Unternehmen [im Jahr 2009] ins Leben gerufen haben. Heute ist es ein 24-Milliarden-$-Markt, und wir erwarten einen Anstieg auf 50 Milliarden $ in sehr kurzer Zeit.”

Die Menge an Kleidung, die auf Online-Plattformen mit Schwerpunkt auf Vintage-Mode verkauft wird, sowie das schnelle Wachstum des Marktes selbst, werden deutlicher, wenn man sich die Zahlen der international als Vinted bekannten Plattform anschaut: während die Autorin Heike Holdinghausen in ihrem 2015 veröffentlichten Buch über 2,7 Millionen Mitglieder und 13 Millionen hochgeladene Kleidungsstücke spricht, sind es laut Vinted heutzutage 10 Millionen Mitglieder allein in Frankreich und 25 Millionen weltweit. Zeitgleich wurde der Second-Hand-Trend durch Kampagnen und Kollektionen großer Brands befeuert. So entstand beispielsweise 2014 in Zusammenarbeit mit Kate Moss eine an Vintage-Designs inspirierte Topshop-Kollektion, und erst kürzlich brachte ESPRIT seine 80er Jahre THROWBACK-Kollektion heraus.

Wie Armut zum Trend wird

Und dennoch: wir sollten stets im Hinterkopf behalten, dass nur jemand, der privilegiert ist, sich bewusst dazu entscheiden kann, Second-Hand-Mode zu tragen und diese in oftmals überteuerten „hippen“ Vintage-Läden zu ergattern. Diejenigen, die finanziell benachteiligt sind, müssen nicht selten auf Kleidungstücke älterer Geschwister zurückgreifen, oder können sich nur Kleidung aus niedrig-preisigen Second-Hand-Läden leisten ohne dabei auf aktuelle Trends achten zu dürfen. Was einst Sinnbild für benachteiligte Bevölkerungsgruppen war, wurde im Social-Media-Zeitalter zu einem teuren Trend. Für diejenigen, die aus finanziell schwachen Verhältnissen kommen, ist das Tragen von Kleidung aus zweiter Hand jedoch alles andere als ein Trend, sondern nicht selten zusätzlich verbunden mit alltäglicher Stigmatisierung und Mobbing.

Und dennoch, so scheint es zumindest, ist unserer Gesellschaft bewusst geworden, dass das Kaufen und Tragen von Mode aus zweiter Hand die Modeindustrie ausbremst. Dem Käufer wird es möglich, Mode langsamer zu konsumieren und derweil sogar einzigartige Looks zusammenzustellen. Ein beispielhaftes Unternehmen, das sich von klassischen Vintage-Läden abhebt, ist der Optiker Lunettes Selection aus Berlin. Dort werden nicht nur neue Brillen und Sonnenbrillen zum Kauf und Verleih angeboten, sondern auch Vintage-Brillen aus verschiedenen Epochen. Lunettes kauft diese direkt aus Lagerbeständen internationaler Marken auf. Doch auch größere Marken und Designer wie beispielsweise Stella McCartney fokussieren sich inzwischen auf die Idee der Langlebigkeit und stetigen Wiederverwendung von Kleidungsstücken:

„We believe that the future of fashion is circular – it will be restorative and regenerative by design and the clothes we love never end up as waste.“

Mehr politische Regulierungen für einen nachhaltigeren Konsum

Das Fördern von nachhaltiger, handgefertigter und lokal produzierter Mode ist wichtig und unabdingbar. Doch mit diesen erstrebenswerten Produktionsbedingungen geht oftmals einher, dass das jeweilige Produkt deutlich mehr kostet. Nachhaltige und ethische Mode muss für jeden Menschen erschwinglich werden. Denn wer am Existenzminimum lebt, darf auch nicht dafür verurteilt werden, auf Fast Fashion zurückzugreifen. Während jeder von uns einen wichtigen Teil zu einem bewusst nachhaltigen Konsum beitragen kann, liegt das tatsächliche Problem insbesondere bei Großkonzernen, die unter unfairen, umwelt- und menschenfeindlichen Bedingungen enorme Mengen an
Kleidung herstellen – und letztendlich vernichten.

„Daher ist es wichtig zu schauen, wie Nachhaltigkeit von allen umgesetzt werden kann und wie alle davon profitieren können. Dafür müssen sich politische Rahmenbedingungen ändern. Nachhaltiges Verhalten muss einfacher werden.“, so Katharina Beyerl, Umweltpsychologin am Potsdamer Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung, im RND. Zudem müsse unsere Infrastruktur umgestellt werden, sodass Waren und Dienstleistungen von vornherein nachhaltig sind.

Lang soll es leben!

Erst wenn große Unternehmen kein Greenwashing, keine Ausbeutung und keine Umweltverschmutzung mehr betreiben und erst wenn konsequente politische Regulierungen für diese Unternehmen existieren, kann man von einer authentischen Nachhaltigkeit sprechen. In der Zwischenzeit muss jede:r einzelne von uns sein Konsumverhalten bewusster gestalten. Oder wie Vivienne Westwood schon 2014 in einem Interview sagte: „Buy less, choose well, make it last.“

Sonnenbrille: Lunettes Selection
Turtleneck: King Louie via AWAKE Communications
Bluse & Rock: Armedangels
Beiger Mantel: Schneiders via Stiljäger PR
Braun karierter Mantel: Schneiders via Stiljäger PR
Grau karierter Mantel: Richert Beil via Compose Relations
Strumpfhose: Hē doïne
Stiefel: Vagabond Sustainable

Mehr politische Regulierungen für einen nachhaltigeren Konsum

Das Fördern von nachhaltiger, handgefertigter und lokal produzierter Mode ist wichtig und unabdingbar. Doch mit diesen erstrebenswerten Produktionsbedingungen geht oftmals einher, dass das jeweilige Produkt deutlich mehr kostet. Nachhaltige und ethische Mode muss für jeden Menschen erschwinglich werden. Denn wer am Existenzminimum lebt, darf auch nicht dafür verurteilt werden, auf Fast Fashion zurückzugreifen. Während jeder von uns einen wichtigen Teil zu einem bewusst nachhaltigen Konsum beitragen kann, liegt das tatsächliche Problem insbesondere bei Großkonzernen, die unter unfairen, umwelt- und menschenfeindlichen Bedingungen enorme Mengen an Kleidung herstellen – und letztendlich vernichten. „Daher ist es wichtig zu schauen, wie Nachhaltigkeit von allen umgesetzt werden kann und wie alle davon profitieren können. Dafür müssen sich politische Rahmenbedingungen ändern. Nachhaltiges Verhalten muss einfacher werden.“, so Katharina Beyerl, Umweltpsychologin am Potsdamer Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung, im RND. Zudem müsse unsere Infrastruktur umgestellt werden, sodass Waren und Dienstleistungen von vornherein nachhaltig sind.

Lang soll es leben!
Erst wenn große Unternehmen kein Greenwashing, keine Ausbeutung und keine Umweltverschmutzung mehr betreiben und erst wenn konsequente politische Regulierungen für diese Unternehmen existieren, kann man von einer authentischen Nachhaltigkeit sprechen. In der Zwischenzeit muss jede:r einzelne von uns sein Konsumverhalten bewusster gestalten. Oder wie Vivienne Westwood schon 2014 in einem Interview sagte: „Buy less, choose well, make it last.“

 

ÜBER DIE FOTOGRAFIN & AUTORIN

Während meines Studiums der Kunstgeschichte und Archäologie sehnte sich LISA JURECZKO nach mehr Kreativität in meinem Alltag. Sie entdeckte die Fotografie für sich und begann schnell, ihren Fokus auf Mode- und Beautyfotografie zu richten. Als Mensch, der sich für soziale Gerechtigkeit in jeglicher Hinsicht ausspricht, wusste sie, dass auch ihre Arbeit politischer werden musste. Mit der KONSUMSUCHT Fotostrecke (und dem begleitenden Essay) möchte sie ein Exempel setzen – für ein größeres Bewusstsein für Nachhaltigkeit in der Modeindustrie. Thematisiert wird die Massenproduktion von Kleidung sowie das  verschwenderische Konsumverhalten unserer Gesellschaft. Das Anhäufen von Kleidungsstücken wird hierbei ästhetisch in Szene gesetzt – genutzt wurde dafür jedoch ausschließlich nachhaltige, ethisch & fair produzierte Kleidung sowie Vintagemode. Dieser Antagonismus nämlich ist es, der die aktuelle Modewelt ausmacht: Fast-Fashion-Marken, die sich als nachhaltig ausgeben, prallen auf einzigartige, faire Handarbeit. Wir leben in einer Gesellschaft, in der ein hundert prozentig nachhaltiger Lebensstil kaum möglich sein wird. Doch jeder einzelne von uns kann durch kleinste Veränderungen im Kauf und Konsumverhalten zu einem respektvollen Umgang mit Natur, Tier und Mensch beitragen.

TEAMCREDITS

Konzept, Fotografie & Retusche: Lisa Jureczko
Model: Julia Strege via Modelwerk
Make-Up & Hairstyling: Claudia Astorino
Styling: Phuong Mai Nguyen
Styling-Assistent: Nephtalie Luvengadio

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